Botschafter für Fairness, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit

Unsere Ethikschüler besuchten den Weltladen in Plattling. „Menschen die Chance geben, fair behandelt zu werden“, das motiviere ihn, sagte Willy Sigl eindrücklich auf die Frage, warum er ehrenamtlich im Weltladen Plattling arbeite. 

Sich ehrenamtlich für eine bessere Welt einsetzen, das ist in unserer Gesellschaft alles andere als selbstverständlich. Aber beim Besuch des Plattlinger Weltladens durften unsere Neunt- und Zehntklässler drei Damen und einen Herrn kennen lernen, für die das seit langem ein persönliches Anliegen ist. Renate Weindl, die Geschäftsführerin des Weltladens, Willy Sigl, Heidi Koschollek und Barbara Lorenz setzen sich aus Überzeugung dafür ein, dass der weltweite Handel ehrlicher, fairer und nachhaltiger wird, durch ihr persönliches Kaufverhalten und durch die Zeit, die sie der Arbeit im Weltladen widmen.

Fragen, die in die Tiefe gingen, hatten die Ethikschüler der neunten und zehnten Klassen vorbereitet und konnten sie den vier Ehrenamtlichen stellen. Willy Sigl erklärte anschaulich den Unterschied zwischen fairem Handel und der „reinen Profitgier“, von der die unfairen Handelsbeziehungen auf der Welt immer noch zu stark geprägt sind. Er machte auch deutlich, dass die Politik in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern den fairen Handel immer noch zu wenig fördere.

Auch auf das Preisniveau der breiten Produktpalette des Weltladens gingen die Schüler und die Ehrenamtlichen ein. Überrascht stellten die Jugendlichen fest, dass fair gehandelte Produkte nicht unbedingt teurer sein müssen. Und wenn, so machte Renate Weindl deutlich, dann könne man den etwas höheren Preis durch achtsameren Genuss mehr als ausgleichen. Sie bereite sich nur so viel Kaffee zu, wie sie trinken werde, schütte nichts weg und genieße bewusst, anstatt nebenbei einen Coffee to go zu trinken. Ethiklehrerin Anita Goller, die den Besuch initiiert hatte, erklärte auch, dass vermeintlich „billige“ Preise von anderen Menschen oder der Natur bezahlt würden – durch ausbeuterische Löhne, unsoziale Arbeitsbedingungen oder Zerstörung von Natur- und Lebensgrundlagen in den Produktionsländern. Willy Sigl kommentierte pointiert, vielleicht koste es mehr, dafür „weiß ich, dass es was G’scheit’s is.“

Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, aber auch Genuss, Gesundheit und Achtsamkeit gehen beim fairen Handel Hand in Hand, alle Beteiligten haben etwas davon. Und wie das schmeckt, konnten die Schüler und Schülerinnen bei der Verkostung fair gehandelten Orangensafts, fairer, kinderarbeitsfreier Schokolade und mafiafreier Plätzchen aus Italien erfahren, die das Weltladenteam schon für die Gruppe angerichtet hatte.

Aber nicht nur fair gehandelte Lebensmittel (wie Tee, Kaffee, Schokolade, Zucker, Saft, Wein), sondern auch besondere Geschenke, Schreibwaren, Schmuck, Taschen, Textilien kann man im Weltladen kaufen – mit einem guten Gewissen. Fair gehandelte Biobananen gaben Kraft für den Fußweg zurück zur Schule.

Der Besuch der Realschüler im Plattlinger Weltladen vertiefte die Ausstellung zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen „17 Ziele für eine bessere Welt“ vom Beginn des Schuljahres und ist eingebettet in das Ethikthema „Gewissen und Verantwortung“.

Ehrlichkeit, Fairness, Verantwortung – sie in unserer Welt und bei jedem einzelnen zu stärken, ist wichtiger denn je. Fairer Handel kostet nicht die Welt – im doppelten Sinne. Stattdessen macht er die Welt besser. Heidi Koschollek ermutigte jeden Anwesenden, dabei mitzumachen, frei nach der afrikanischen Weisheit: Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt verändern!

Text und Bilder: Anita Goller